Sonntag, 8. Januar 2012

Meerwasser als Homöopathisches Heilmittel


Wenn ich ans Meer denke, denke ich an Tiefe, Weite, Geburt, All-Eins-Sein, Zwischenräume. Dann ist Zeit für Stille und in sich gekehrt sein. Dabei ist es weniger ein Stillstand als das Gefühl, allen Ballast loslassen zu können und bei diesem „unterwegs sein“ meinen Frieden zu finden. Das Meer wäscht mit seiner unergründlichen Tiefe meine Seele rein von den Wunden meines Seins. Und so wie das Meer mich verzaubern kann, zieht es auch viele andere Menschen an.

Die Weltmeere mit Binnenseen und Gletschereis bedecken 75 % der Erdoberfläche, was der Erde auch den Namen „der Blaue Planet“ einbrachte. Meerwasser erscheint tiefblau bei Sonnenlicht, wenn es von Fremdstoffen, Verschmutzungen und Plankton frei ist. Grün, wie die Ostssee sich oft zeigt, wird durch gelb gefärbte Humusstoffe hervorgerufen. Das Grün der subpolaren Meere wird hingegen durch die Streuung farbloser Schwebstoffe erzeugt. Plankton kann die Farbe des Meeres in grünliche, bräunliche und rote Farbtöne verändern wie beim Roten Meer.

Meerwasser wurde schon von den Griechen und Römern zur Vitalisierung eingenommen. Sie mischten sich ein Getränk namens Vinum salsum, welches zu gleichen Anteilen aus Wein, Honig und Seewasser hergestellt wurde. Die Mischung hatte eine abführende und blutreinigende Wirkung.
Das erste Seebad für Hautkranke, Knochen- und Drüsentuberkulose entstand um1750 durch den englischen Arzt Russel in Brighton. Dort gab es täglich ½ Liter Meerwasser mit Süßwasser gemischt zu trinken. 1

Bestandteile des Meerwassers sind: Natriumchlorid, Magnesiumchlorid, Magnesiumsulfat, Kalziumsulfat, Kalziumcarbonat, Magnesiumbromid, Kupfer, Arsen, Eisen, Jod, Germanium, Kobalt, Xenon, Barium, Thallium, Uran und viele andere Spurenelemente, organische Produkte und deren Abbauprodukte. 2
Da fast alle Elemente im Meerwasser und in mineralischen Quellwässern enthalten sind, können Erkrankungen, die durch Mangelzustände entstanden sind, durch deren homöopathisch Aufbereitung (Aqua marinum, Sanicula aqua, Carlsbad aqua ...) geheilt werden.

1871 prüfte der amerikanische Arzt C. WESSELHÖFT Aqua marinum, Mitte der 70er Jahre wurde es nochmals von P. SANKARAN geprüft. Es wird mehrere Kilometer von der Küste entfernt und aus tieferen Bereichen entnommen, gefiltert und mit der doppelten Menge reinen Süßwassers verdünnt.

Das Meer hat eine enge Verbindung zum Mond und daher mit dem Rhythmus von Ebbe und Flut. Aqua marinum gehört zu den lunaren Mitteln. Lunare Arzneien wirken auf alles, was einem Rhythmus unterliegt, wie z.B. auf unsere Schilddrüse oder auf die Menstruation. Sie sind eng verbunden mit unserer Traumwelt und unserem Unbewussten. Sie stärken die ausscheidenden Funktionen des Körpers und wirken auf den Wasserhaushalt.
Die zentrale Eigenschaft des Wassers ist Kommunikation. Dies gilt ebenso für das homöopathische Mittel Aqua marinum. Wasser verbindet, gleicht aus, nimmt Informationen auf und trägt sie weiter. Ohne Kontaktaufnahme entwickeln Menschen mit Aqua marinum Konstitution das Gefühl zu verhungern.

Aqua marinum neigt bei Kummer dazu, sich zu verschließen. Menschen, die Aqua marinum brauchen, haben das Gefühl, beobachtet zu werden, wenn sie reden, und fürchten sich davor, ausgelacht zu werden. So werden die Ängste stärker beim Reden und in Gesellschaft.
Aqua marinum hat Träume vom Untergehen und von Überschwemmungen und eine Abneigung zu baden, vor allem in Wasser, das trüb ist. Bereits Meeresluft oder salzhaltige Luft sowie der Aufenthalt an der Küste kann eine Verschlechterung auslösen. Eine Frau hatte nach der Gabe des Mittels das Gefühl „entweder gehe ich jetzt unter oder ich lerne Schwimmen“. Es besteht Angst vor Kontrollverlust und davor, nicht getragen zu werden. In der Realität ist nicht viel Bewegung nötig, damit das Wasser unseren Körper trägt, aber gefangen in ihrer Angst, haben sie das Gefühl unterzugehen.
Es gibt eine Tendenz sich selbst aufzulösen, d.h. ein Gefühl der Entgrenzung auf der Ebene von Körper, Geist und Seele zu erleben, wodurch nicht mehr spürbar ist, was zum eigenen Selbst gehört und was nicht.
Sie schämen sich der eigenen Bedürfnisse. Dies kann verbunden sein mit Schüchternheit und/oder Ruhelosigkeit. So kann sich ein gestörtes Verhältnis zum Essen entwickeln (Bulimie, Abmagerung, Fettleibigkeit). Sexuelles Verlangen wird als verwerflich empfunden oder mit starken moralischen Vorstellungen gekoppelt. Es kann sich ein Hang zu strengen religiösen Vorstellungen ausprägen.

Symptome: 3Skrofulose Reaktionslosigkeit Vitalisierung, Blutreinigung, Mangelerscheinungen, Vergiftungen, Enteritis, Drüsen, Kropf, Lymphadentitis, Blasenentzündung, Essstörung, z.B. Bulimie 4, Abmagerung, Fettleibigkeit, Ängste – vor Einbrechern, Verletzung, Verlassen werden, vor Beziehung

Meerwasser mit seinem hohen Salzgehalt zeigt Ähnlichkeiten zu Natrium muriaticum. Beide haben die Möglichkeit einer hypersensitiven Wahrnehmung und eine hohe Kopflastigkeit. Wenn sie Leid erfahren, finden sie schwer einen Ausdruck dafür und keinen Umgang damit und bei beiden versiegen die Tränen.
Während Natrium muriaticum die Tendenz zur Erstarrung hat, hat Aqua marinum die Tendenz zur Auflösung.

„Ich habe das Gefühl, ich komme nie an. Es ist ein ständiges In-Frage-Stellen meiner Lebenssituation. Ist es richtig, etwas auszuprobieren? Sehr häufig fühle ich mich bodenlos, als würde ich mich auflösen. Ich fühle mich nichtig... Ich finde keinen Boden und schwimme. Oft glaube ich, ich könnte nur darauf warten, dass etwas Furchtbares passiert.“ 5

Aqua marinum unterstützt die Selbstverständlichkeit zu leben und die Leichtigkeit des Seins. Mit Aqua marinum fällt es leicht, sich dem Leben hinzugeben mit dem Wissen, dass ich Ich bin und bleibe. Es hilft Vertrauen zu entwickeln zu sich selbst und zum Ozean/ Wasser als Sinnbild aller Emotionen und der Richtigkeit der eigenen Geburt.



Anmerkungen / Literatur
1 ECKARD, MARTIN: Meerwasser in der Homöopathischen Schule. (2002) Abruf unter: www.heilpraktikerverband.de
2 MARCINEK / ROSENKRANZ: Das Wasser der Erde. VEB Hermann Haack (1988) S.18, 64
3 BOERICKE, WILLIAM: Homöopathische Mittel und ihre Wirkungen. Grundlagen und Praxis (2000) S. 334
4 RIEFER, MARCO: Aqua marina. In: Zeitschrift Homöopathie (Nr. 1 / 2001) S. 29
5 RIEFER (2001) S. 29



Lachesis – Fachzeitschrift des Berufsverbandes für Heilpraktikerinnen
Nr.38 // Fachforum / Homöopathie // Aqua marinum - Meerwasser als homöopathisches Heilmit




Ute Barth
Studium der Kernphysik und Pädagogik, 
Heilpraktikerin mit den Schwerpunkten: 
Klassische Homöopathie und Miasmatik, Tai Chi Chuan, Qi Gong, Psychodrama,  Körperorientierte Traumatherapie, Astrologie/Astromedizin, Heilrituale